Der gefesselte Prometheus (von Aischylos) – endlich wieder Theater im Schauspielhaus Bochum
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Der gefesselte Prometheus (von Aischylos) – endlich wieder Theater im Schauspielhaus Bochum

Zusammenfassung

Der gefesselte Prometheus (von Aischylos) feierte Anfang Juni 2021 seine umjubelte Premiere im Schauspielhaus Bochum.

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„Schwere Kost“ – so lautete das Zitat eines Kenners zum Stück Der gefesselte Prometheus zur ersten Premiere im Schauspielhaus Bochum nach den vielen Monaten der corona-bedingten Stille auf den berühmtesten Bühnen der Stadt Bochum.

Der gefesselte Prometheus: Lukas von der Lühe (Hephaistos) und Konstantin Bühler (Prometheus)Quelle: © Birgit Hupfeld / Schauspielhaus Bochum | All Rights Reserved
Der gefesselte Prometheus: Lukas von der Lühe (Hephaistos) und Konstantin Bühler (Prometheus)

Am vergangenen Samstag war es dann so weit – am 5. Juni 2021 feierte „Der gefesselte Prometheus“ (von Aischylos) seine Premiere in den Kammerspielen, also nicht im Haupthaus, sondern auf der „kleinen“ Bühne nebenan.

Das Stück

Nachfolgend Informationen zum Stück – aufgrund der Tatsache, dass es sich hier um einen Klassiker handelt, dürfte es nicht so schlimm sein, dass hier auch einige konkrete Inhalte „verraten“ werden. Wer sich jedoch komplett überraschen lassen will, sollte diesen Teil überspringen und direkt zur Bewertung springen.

Zum Inhalt von „Der gefesselte Prometheus“

Die Tragödie „Der gefesselte Prometheus“ gehört zu den Klassikern des Theaters und thematisiert das Schicksal des Prometheus. Sorgte er noch einst zusammen Seit an Seit mit Zeus dafür, dass letzterer zum Götterfürst wurde, zog sich Prometheus den Zorn des Herrn des Olymps zu. Denn Prometheus rettete das ihm so lieb gewonnene, von ihm geschaffene, Menschengeschlecht, dadurch, dass er das Feuer des göttlichen Schmiedes Hephaistos stahl und den Menschen gab, die dadurch Bildung, Wissen, Macht – und vor allem – Autonomie erhielten.
Zur Strafe wurde Prometheus von Zeus ans Ende der Welt verbannt und mit Ketten an die Felsen des Kaukasus geschmiedet.
Davon und dem weiteren Hergang erfährt man in diesem Stück.

Beeindruckendes Bühnenbild

Das Bühnenbild weiß zu beeindrucken, denn – wie man erst später so richtig erkennen kann – wird die Bühne in den Kammerspielen von einer Art „muschelförmigen Spiegelzelt“ dominiert, in dem kaleidoskopartig die Bilder sich widerspiegeln. Dabei wird dann auch mit Licht und Schatten auf eindrucksvolle Art und Weise hantiert, so dass beispielsweise der Raub des göttlichen Feuers von Hephaistos (Lukas von der Lühe) durch Prometheus (Konstantin Bühler) und die Verbreitung des Feuers an die Menschheit außergewöhnlich gut dargestellt wird.

Der gefesselte Prometheus: Jele Brückner und Konstantin BühlerQuelle: © Birgit Hupfeld / Schauspielhaus Bochum | All Rights Reserved
Der gefesselte Prometheus: Jele Brückner (eine der Okeaniden) und Konstantin Bühler (Prometheus)

Prometheus

Konstantin Bühler nimmt man das Leiden des an den Kaukasus gefesselten Prometheus in jedem Moment seines Spiels ab. Das man als Publikum das überhaupt richtig mitbekommt liegt an einer geschickten Videoinstallation. Denn eigentlich ist die (örtliche) Lage von Prometheus auf der Bühne so, dass er im Großteil des Stückes sich in einer vom Saal abwendenden Position befindet und dessen Mienenspiel so eigentlich nicht zu sehen wäre.

Die Okeaniden und Okeanos

Derart mißlich gefesselt „empfängt“ Prometheus dabei seine Besucher. Ob nun die Okeaniden (Jele Brückner und Lukas von der Lühe), die Töchter des Okeanos, die sich in einer Mischung aus Neugierde, Erschrecken und Spannung zu Prometheus bewegen – und bei ihm bleiben, um das weitere Schicksal des Prometheus zu beobachten.

Oder aber Okeanos (Bernd Rademacher) selbst, der im Anschluss an seine Töchter folgt. Er kennt Prometheus schon lange, sie waren einst Verbündete – zusammen mit Zeus. Doch während Prometheus sich gegen Zeus stellte, unterwarf sich Okeanos dem Herrscher des Olymp und akzeptiert dessen Machtanspruch. Okeanos versucht seinen alten Weggefährten Prometheus zur Einsicht zu bekehren, er möge doch seinen Widerstand aufgeben… aber da weigert sich Prometheus und die alten Freunde trennen sich in einem Streit.

Der gefesselte Prometheus: Bernd Rademacher und Konstantin BühlerQuelle: © Birgit Hupfeld / Schauspielhaus Bochum | All Rights Reserved
Der gefesselte Prometheus: Bernd Rademacher (Okeanus) und Konstantin Bühler (Prometheus)

Io

Die sterbliche Io (Marius Huth), die von Zeus begehrt wurde, taucht im Kaukasus auf und entdeckt dabei Prometheus. Io erscheint als Kuh, in die sie von Zeus verwandelt wurde. Dieser hoffte damit seine Liebschaft vor Hera, seiner strengen Gemahlin, zu verbergen. Doch diese bemerkte dies und jagte eine Bremse auf Io, die sie durch die ganze Welt verfolgte. So auch im Kaukasus, wo sie Prometheus begegnete.
Während die Okeaniden der geschundenen und gestochenen Io ein wenig Ruhe verschafften, kommt sie mit Prometheus ins Gespräch. Der von ihr als „der größte Segen aller Sterblichen“ bezeichnete Prometheus offenbart ihr das eigene Schicksal, welches – Generationen später – auch für Prometheus eine Bedeutung hat.

Hermes

Der Götterbote Hermes (Dominik Dos-Reis) wird schließlich noch von Zeus zu Prometheus geschickt. Er solle dem Götterfürsten sein eigenes Schicksal erklären, denn Prometheus gilt als „der Vordenker“, der über das Schicksal des Zeus Bescheid weiß. Doch Prometheus weigert sich…

Der gefesselte Prometheus: Konstantin Bühler und Dominik Dos-ReisQuelle: © Birgit Hupfeld / Schauspielhaus Bochum | All Rights Reserved
Der gefesselte Prometheus: Konstantin Bühler (Prometheus) und Dominik Dos-Reis (Hermes)

Bewertung: Der gefesselte Prometheus

Schon am Anfang zitierte ich einen Kenner des Stücks mit seinen Worten: „Schwere Kost“.
Diese griechische Tragödie ist tatsächlich keine leichte (oder gar seichte) Unterhaltung, sondern strengt zum Nachdenken an. Parallelen zur Gegenwart können und sollen wohl auch gezogen werden, wobei das Stück dennoch vom Inhalt her weiterhin zeitlos ist und sich nicht – wie sonst gerne mal praktiziert – in die moderne Zeit transformiert wurde.

Im „vollen“ Saal der Kammerspiele (aufgrund von Corona ist da bei 70 Personen leider schon Schluss) brandete nach der letzten Szene minutenlanger Applaus auf.

Vermutlich nicht nur, weil insbesondere Konstantin Bühler als Prometheus ein hervorragendes Schauspiel abgeliefert hat.

Vermutlich nicht nur, weil auch die weiteren Protagonisten auf der Bühne – egal wie klein im Vergleich zu den anderen auch gewesen sein mag – wortgewaltig und mit ihrem guten Spiel eine gute Schauspielkunst ablieferten.

Vermutlich nicht nur, weil auch die Bühnengestaltung in ihrer anfänglich so wirkenden Einfachheit, erst durch die kaleidoskopartigen Spiegelarrangements ihre Schönheit entfaltete und zusammen mit der Videoinstallation einen tollen Rahmen für das Stück lieferte.

… denn vermutlich hätten die herausragenden Schauspielerinnen und Schauspieler auch einfach das Telefonbuch von Bochum dem Publikum vortragen können, auch dann hätte es – vermutlich aber weniger – Applaus gegeben. Denn man merkte dem Publikum an: ENDLICH geht es wieder los mit dem Theater im Schauspielhaus Bochum (siehe auch: Schauspielhaus Bochum spielt ab Juni 2021 wieder vor Publikum (Wiedereröffnung))! Es hat lange genug gedauert, bis die sinkenden Corona-Zahlen endlich wieder den Theaterbetrieb ermöglichten. Dabei sind die Schutzmaßnahmen im Schauspielhaus vorbildlich: Neben den üblichen Abstandsregelungen und dem bereits reduzierten Platzangebot gehört natürlich auch die Maskenpflicht am Platz (und auf der Bühne in „engen“ Situationen) dazu.

Weitere Vorstellungen von „Der gefesselte Prometheus“

Weitere Vorstellungen von Der gefesselte Prometheus gibt es dem Spielplan nach am 18. und 19. Juni 2021 (momentan sind beide Vorstellungen ausverkauft, aber hier lohnt es sich sicherlich tagesaktuell zu schauen) – und weitere Vorstellungen sind geplant.

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