Sommergespräch 2022 mit Stadtbaurat Dr. Markus Bradtke: „Jeder Tropfen Wasser zählt“
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Sommergespräch 2022 mit Stadtbaurat Dr. Markus Bradtke: „Jeder Tropfen Wasser zählt“

Zusammenfassung

Bochums Stadtbaurat Dr. Markus Bradtke zum geplanten Klimaplan der Stadt Bochum und die Erfüllung der Nachhaltigkeitsziele.

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Stadtbaurat Dr. Markus Bradtke beim Sommergespräch 2022 (bei weit über 30 °C auf dem Rathaus-Balkon):

„Bis 2035 möchte Bochum klimaneutral und zu 100 Prozent erneuerbar sein. Und wir wollen so schnell wie möglich eine klimaresistente und klimaresiliente Stadt werden.“

Sommergespräch 2022 mit Dr. Markus BradtkeQuelle: André Grabowski / Stadt Bochum | All Rights Reserved
Sommergespräch 2022 mit Dr. Markus Bradtke

Um für Folgen des Klimawandels wie zunehmende Hitzewellen, Starkregen und Überschwemmungen besser gerüstet zu sein und die Ziele des Klimaplans 2035 für Bochum zu erreichen, muss Bochums Stadtverwaltung mit den Bürgerinnen und Bürgern an einem Strang ziehen.

Der Bochumer Klimaplan orientiert sich an den internationalen Nachhaltigkeitszielen, die die Vereinten Nationen festgelegt haben. Auch wenn die Stadt alle 17 Ziele als wichtig erachtet: Nicht auf alle – wie den Schutz des Meeres – kann Bochum gleich stark einwirken. Die Stadt konzentriert sich verstärkt auf zehn Ziele, darunter „bezahlbare neue Energie“ „Industrie, Innovation und Infrastruktur“ und „Maßnahmen zum Klimaschutz“. Bis Anfang 2023 will die Stadt ihre Strategien als „Global nachhaltige Kommune“ (GNK) und ihren Klimaplan miteinander verknüpfen und dem Rat ein Paket mit konkreten Maßnahmen vorlegen. Dieses Vorgehen ist bundesweit einmalig.

Sommergespräch 2022 mit Dr. Markus Bradtke - mit globalen Nachhaltigkeitszielen für die KommunenQuelle: André Grabowski / Stadt Bochum | All Rights Reserved
Sommergespräch 2022 mit Dr. Markus Bradtke – mit globalen Nachhaltigkeitszielen für die Kommunen

Es gibt bereits Beispiele für das gemeinsame Engagement von Stadt und Bürgerschaft, wie die Bewässerung von Bäumen an Straßen und in Parks. Während die Stadt ein System testet, das Bodenfeuchte messen und so den Wasserbedarf der Pflanzen ermitteln kann, gießen Bürgerinnen und Bürger ehrenamtlich – zum Beispiel als Gieß-Patinnen und -Paten – die Bäume vor der eigenen Haustür. Die Stadt fährt dank des technisch-smarten Monitorings nur zu den Bäumen, die Wasser benötigen. Das spart Wege, Co2, Zeit und Wasser – „denn jeder Tropfen zählt“, so Bradtke.

Das gilt nicht nur für die zunehmend unter Hitzestau leidenden Bäume und Pflanzen, sondern auch für den städtebaulichen Umgang mit den vielen versiegelten Flächen, die kein Wasser durchlassen: In Straßen, die besondere Hitzespots darstellen, baut das Tiefbauamt nach und nach sogenannte „Baumrigolen“, unterirdische Tanks, die Wasser speichern und die Vegetation damit versorgen. Bochum ist eine der ersten Städte Deutschlands, die dies tut. Ziel ist es, immer mehr Straßen mit Rigolen auszustatten. „Das geht allerdings nicht von heute auf morgen“, sagt Bradtke. Denn: Für den Umbau ist eine komplette Neuordnung des Straßenraums unter wie oberirdisch nötig. Markus Bradtke ergänzt: „Wir müssen die Stadt als Schwamm denken. Das heißt, das Wasser möglichst lange zurückzuhalten oder oberflächlich abzuführen, damit es die Stadt im Sommer kühlt. Bei Starkregen können so auch Überschwemmungen verhindert werden. Sauberes Wasser gehört nicht mehr in den Kanal.“

Zu den Nachhaltigkeitszielen zählt auch, „bezahlbare erneuerbare Energien“ anzubieten. Um Anreize für deren Nutzung zu schaffen, fördert die Stadt den Ausbau von Solaranlagen, Fassaden- und Dachbegrünungen. Auf diese Weise kann jeder private Carport und Balkon, aber zum Beispiel auch jede BOGESTRA-Haltestelle einen Beitrag zum Klimaschutz leisten, indem sie Sonnenenergie erzeugen oder Wasser speichern und dieses dem natürlichen Grundwasserkreislauf wieder zuführen.

Bochums Bemühungen um Nachhaltigkeit durchziehen längst sämtliche städtischen Arbeitsfelder – bis hin zu Kleiderspinden. Seit vergangenem Herbst setzt die Stadt auf faire und nachhaltige Beschaffung: Das gilt nicht nur für Bürobedarf, sondern auch für Dienstbekleidung wie Sicherheitsschuhe für die Beschäftigten der Bauämter und die Einsatzkleidung von Feuerwehr und Rettungsdienst. „Die Hälfte meiner Kleidung im Schrank ist übrigens secondhand – und trotzdem neu oder neuwertig, oft Fehlkäufe“, verrät Markus Bradkte. Denn: Neben „nachhaltiger Produktion“ zählt ebenso „nachhaltiger Konsum“ zu den globalen Zielen, die jede und jeder lokal für sich umsetzen kann.

Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Bochumer Klimaplans und ebenfalls ein internationales Nachhaltigkeitsziel ist klimagerechte Mobilität: Die Stadt löst dies immer stärker ein, schafft beispielsweise bereits seit 2018 keine neuen städtischen Fahrzeuge mehr mit reinem Verbrennungsmotor an, sondern nur noch mit Hybrid- oder Elektroantrieb. Sie testet zudem in ihrem Fuhrpark andere Zukunftstechnologien wie den Antrieb mit Wasserstoff. „Ich wünsche mir in diesem Bereich mehr Förderung“, betont Baudezernent Markus Bradtke.

Dass nicht nur die städtischen Mitarbeitenden gut von A nach B kommen, sondern auch alle, die in Bochum wohnen, arbeiten oder zu Besuch sind, liegt zu einem großen Teil in der Verantwortung der Stadt. Deshalb baut Bochum das Radwegenetz massiv aus. Dazu gehört auch der Bau des Radschnellweg Ruhr (RS1): „Jetzt haben viele Bochumerinnen und Bochumer die Wahl, ob sie mit dem Auto zur Arbeit fahren“, so Bradtke, „oder lieber mit dem Fahrrad über den RS1.“ Auch der ÖPNV bietet in Bochum eine gute Alternative: 2020 hat die Stadt mit einem neuen Netz eine deutliche Verbesserung insbesondere auf den Hauptstrecken geschaffen – dann kam Corona. Langsam erholt sich der ÖPNV und der Ausbau kann weitergehen. Die Stadt ist optimistisch, dass sich der ÖPNV mit Hilfen wie dem 9-Euro-Ticket und ähnlichen Angeboten wiederbeleben lässt.

Markus Bradtke ist zuversichtlich, dass die Stadt gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern die Folgen des Klimawandels wenigstens ein wenig abfedern kann. Dennoch: „Der Klimawandel ist real spürbar – und eindeutig menschengemacht. Das merken wir an heißen Tagen wie diesen ganz deutlich. Nun ist es an uns allen, wie wir mit unserer Stadt, unserem Planeten und den mannigfaltigen Belastungssituationen umgehen.“

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