Premiere: „Das neue Leben (where do we go from here)“ im Schauspielhaus Bochum
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Premiere: „Das neue Leben (where do we go from here)“ im Schauspielhaus Bochum

Zusammenfassung

Das neue Leben – frei nach Dante Alighieri, Meat Loaf und Britney Spears – feierte eine umjubelte Premiere im Schauspielhaus Bochum.

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Schon beim Auftaktgespräch zur Spielzeiteröffnung am Schauspielhaus Bochum wurde klar, dass das Stück Das neue Leben. Where do we go from here ein besonderes ist. Jetzt nicht unbedingt, weil Regisseur Christopher Rüping, ebenso – im wahrsten Sinne des Wortes – ausgezeichnet ist, wie Anne Rietmeijer, die jüngst den Preis der besten Nachwuchsschauspielerin des Jahres erhielt.

Sondern weil es einfach ein besonderes Stück ist, welches 700 Jahre nach dem Tode von Dante Alighieri auf der Bühne des großen Hauses präsentiert wurde. Einen Zusammenhang zum 700-jährigen Stadtjubiläum Bochums wurde dabei übrigens nur im Auftaktgespräch gezogen (und nicht weiter verfolgt).

Schauspielhaus Bochum (Saison 2021-Auftaktgespräch): Christopher Rüping, Vasco BoenischQuelle: Jens Matheuszik | All Rights Reserved
Schauspielhaus Bochum (Saison 2021-Auftaktgespräch): Christopher Rüping, Vasco Boenisch

In dem Stück geht es um die (unerwiderte) Liebe von Dante selbst gegenüber der von ihm angebotenen Beatrice. Erstmalig sieht es sie mit neun Jahren und ist sofort unsterblich in sie verliebt. Doch erst Jahre später gibt es erste … „Interaktionen“ … zwischen den beiden, doch er schafft es nicht, ihr die Liebe zu gestehen.
Dabei werden die Gedanken Dantes von vier Darsteller*innen präsentiert, die auf unterschiedliche Art und Weise die innere Zerrissenheit von Dante darstellen. Dabei ist die Interaktion dieser verschiedenen Dante-Inkarnationen (die ein wenig an den Film Alles steht Kopf erinnern) höchst unterhaltsam, wenn dann beispielsweise ein Darsteller kritisiert, dass seine Schauspielkollegin die Worte „Ich liebe Dich“ nicht über die Lippen bekommt – es selber aber auch nicht schafft.

Anne Rietmeijer (im Hintergrund: Damian Rebgetz und William Cooper) - Das neue Leben (Bild: Jörg Brüggemann Ostkreuz)Quelle: Jörg Brüggemann Ostkreuz/Schauspielhaus Bochum | All Rights Reserved
Anne Rietmeijer (im Hintergrund: Damian Rebgetz und William Cooper) – Das neue Leben (Bild: Jörg Brüggemann Ostkreuz)

Das was Dante nicht schafft – Beatrice die Liebe zu gestehen, das wird im Tagebuch verewigt. Hier werden aus seinen Gedanken dank Worte und ganze Sonette. Die jedoch Beatrice nicht zu hören bekommt. Dafür aber das Publikum…

Es kommt wie es kommen muss – wer Dantes Göttliche Komödie kennt, weiß ja auch, wie es da weitergeht.

Das Stück selbst

Christopher Rüping bricht mit dieser Inszenierung viele klassische Theaterregeln. Und das gleich mehrfach. Denn die vierte Wand zum Publikum kann ja nur dann durchbrochen werden, wenn es sie überhaupt gibt – was hier nicht wirklich der Fall ist. Von Anfang an sind die vier Hauptdarsteller*innen am Ende der Bühne, unterhalten und amüsieren sich und scheinen teilweise mit dem Publikum zu interagieren. Das Publikum selbst gehört immer wiedermit zur Inszenierung. Eine jede Elke im Publikum wird sich beispielsweise fragen, ob sie an der einen oder anderen Stelle gemeint ist (insofern ein Tipp: wer eine theaterbegeisterte Elke kennt, sollte mit ihr in dieses Stück gehen!).

Der Untertitel hält auch was er verspricht. Denn das was früher die Sonette waren sind, jetzt die Schlager – oder aber halt populäre Musik sprich: Popmusik. Und so ist man, wenn man es nicht dank des Untertitels schon ahnt, herrlich überrascht, wenn dann plötzlich das automatische Klavier, die Takte von bekannten Popliedern anstimmt, die überraschenderweise (?) auch sehr gut zu Dantes Erleben passen.

Ob nun Whitney Houstons I will always love you oder Britney Spears Baby one more time usw. usf. – ein Großteil des Premierenpublikums erkannte diese Lieder schon bei den ersten Takten und zeigte sich darüber begeistert.

Viviane De Muynck - Das neue Leben (Bild: Jörg Brüggemann Ostkreuz)Quelle: Jörg Brüggemann Ostkreuz/Schauspielhaus Bochum | All Rights Reserved
Viviane De Muynck – Das neue Leben (Bild: Jörg Brüggemann Ostkreuz)

Am Ende kommt es, wie man es sich bei Dante angesichts seiner göttlichen Komödie denken kann, zum Wiedersehen mit Beatrice. Das was im Diesseits nicht geschehen konnte, kann Dante dann im Jenseits. Doch Beatrice erweist sich erst als fremd und dann als ziemlich unsentimental.

Meine Meinung

Endlich wieder Theater im großen Haus! Alleine das wird schon viele im Publikum gefreut haben!
Wenn dann noch ein solches Stück dargeboten wird, dann ist die Freude doch zurecht bei vielen groß. Auch wenn das Bühnenbild und das eigentliche Spiel eher minimal ist, ist es doch ein Kaleidoskop von von Emotionen, Licht, Musik und Poesie und weiß damit zu begeistern.

William Cooper - Das neue Leben (Bild: Jörg Brüggemann Ostkreuz)Quelle: Jörg Brüggemann Ostkreuz/Schauspielhaus Bochum | All Rights Reserved
William Cooper – Das neue Leben (Bild: Jörg Brüggemann Ostkreuz)

Das einzige was ein wenig aus der Reihe fiel ist dann das In(n)ferno-Intermezzo, in dem quasi die göttliche Komödie mal eben „kurz“ dargestellt wird. Und „kurz“ ist es nicht wirklich… diese Szene ist zwar auch ein Spektakel der Bühnenrequisiten, garniert mit einem fast schon ekstatischen Solotanz – aber dann doch irgendwie für meinen Geschmack einen Tacken zu lang. Aber wenn dass der einzige Kritikpunkt ist, dann hat Christopher Rüping da einiges richtig gemacht – und die Darsteller*innen William Cooper, Viviane De Muynck, Anna Drexler, Damian Rebgetz, Anne Rietmeijer ebenso!

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