Vorab in einem Satz: Lohnt sich „Eternity“?
Eternity ist eine ungewöhnliche Mischung aus Komödie, Drama und Romantik, die trotz spürbarer Brüche insgesamt ein sehenswerter Film bleibt.
Quelle: Praesens-Film AG | All Rights ReservedWorum geht es allgemein bei „Eternity“?
Larry und Joan sind seit Jahrzehnten verheiratet und ein augenscheinlich glückliches Paar. Auf dem Weg zur Gender-Reveal-Party des angekündigten Nachwuchses in der Familie herrscht gute Stimmung, es wird herumgetollt und gelacht. Mitten im Trubel ziehen Larrys Verwandte ihn zur Seite und zeigen ihm ein altes Foto: Darauf sieht man Joans erste große Liebe, Luke, einen jungen Soldaten, der im Koreakrieg gefallen ist – bevor Joan und Larry sich kennengelernt haben.
Bevor die Feier ihren Höhepunkt erreicht, passiert es: Eine Brezel zu viel, ein unglücklicher Moment – Larry stirbt. Im nächsten Augenblick befindet er sich in einer Zwischenwelt, die wirkt wie eine Mischung aus Bahnhof, Messehalle und Hotellobby. Dort wird er – nach einer gewissen Verspätung – von seiner Jenseits-Koordinatorin Anna empfangen, die ihn mit trockenem Humor und routinierter Ruhe durch dieses seltsame Verwaltungssystem für Verstorbene führt.
Quelle: Praesens-Film AG | All Rights ReservedLarry begegnet dort auch einem Barkeeper – einem Mann, der den Neuankömmlingen zuhört und den Betrieb dieser Welt offensichtlich schon sehr lange kennt. Zunächst wirkt er nur wie eine Randfigur…
Durch Anna erfährt Larry das zentrale Prinzip: Jede verstorbene Person muss sich für genau eine Ewigkeit entscheiden – und diese Wahl ist endgültig. Im Katalog dieser Welten finden sich zum Beispiel die Strand-Welt, die Surf-Welt, die Fantasy-Welt, die Bromance-Welt, die Studio-54-Welt (ohne AIDS), die Space World als Weltraum-Ewigkeit, die männerfreie Welt, die queere Welt, die kapitalistische Welt, die Infantilisierungs-Welt, die Weimarer-Republik-Welt (aber 100 Prozent nazifrei) und sehr sehr viele weitere mehr. Eine Marxismus-Welt gab es ebenfalls – sie wurde inzwischen abgeschaltet. Einige dieser Welten gelten inzwischen als veraltet, sind überfüllt oder aus der Mode.
Quelle: Praesens-Film AG | All Rights ReservedKurz bevor Larry sich für eine Ewigkeit entscheidet, hinterlässt er einen Zettel für Joan: Er werde auf sie warten. Dann sieht er sie tatsächlich ankommen. Er rennt zurück, überrascht sie – ein kurzer Moment der Erleichterung.
Doch dann erscheint ihr eigener Jenseits-Koordinator Ryan. Und Ryan führt Joan zu jemandem, den sie längst verloren glaubte: Luke. Die große Liebe ihres Lebens. Der Soldat vom Foto. Der starb, bevor sie Larry kennenlernte. Luke ist niemand anderes als der Barkeeper – und er hat all die Jahrzehnte in dieser Zwischenwelt gewartet, bis Joan nachkommen würde.
Quelle: Praesens-Film AG | All Rights ReservedSpätestens hier tritt die Dreiecksdynamik offen hervor, die das Filmplakat schon deutlich andeutet. Die vielen angebotenen Ewigkeiten sind plötzlich nicht mehr nur skurriler Hintergrund, sondern verstärken den Konflikt zwischen Vergangenheit, Gegenwart und der Frage, wie man ein gemeinsam gelebtes Leben im Rückblick bewertet.
Ab diesem Moment verändert sich der Ton des Films deutlich. Während zuvor vor allem die absurden Welten, die Bürokratie und der Humor im Vordergrund standen, wird die Geschichte ernster, dramatischer und zugleich romantischer. Sie stellt die Frage, was die große flammende Liebe und vor allem im Vergleich zur Liebe über Jahrzehnte bedeutet.
Hintergrund zu „Eternity“
Das Drehbuch von Patrick Cunnane stand 2022 an der Spitze der Hollywood Blacklist, also jener jährlichen Liste der besten unverfilmten Drehbücher. Wer dort landet, hat eine starke Idee – und das merkt man diesem Film an.
Quelle: Praesens-Film AG | All Rights ReservedRegisseur David Freyne setzt auf eine bewusst künstliche Ästhetik: grelle Farben, Kulissen, die wie Kulissen wirken dürfen, und eine Jenseits-Welt, die eher an Verwaltung und Touristikmesse erinnert als an metaphysische Mystik. Mit der Ankunft von Joan schlägt der Film erzählerisch jedoch spürbar ins Dramatische und Romantische um und erzählt stärker von der Beziehung der Figuren als von der reinen Jenseitsmechanik.
Trailer zu „Eternity“
Hier gibt es den Trailer zum Film Eternity:
Quelle: Praesens-Film AG | All Rights ReservedMeine Meinung zu „Eternity“

Jens Matheuszik
Der Film besteht klar aus zwei Teilen: der humorvollen, überzeichneten ersten Hälfte und dem ernsteren, romantischeren zweiten Teil. Die Darstellerinnen und Darsteller tragen beides überzeugend, aber der Tonwechsel ist spürbar und nicht immer völlig konsistent.
Trotzdem bleibt Eternity ein sehenswerter Film, der sich traut, Humor und Tod zusammenzubringen und dabei trotzdem emotionale Tiefe entwickelt. Ein Film, den man gern sieht.
Übrigens faszinierend, dass zur Thematik („Was kommt nach dem Tod?“ bzw. „Welche Ewigkeit erwartet einen nach dem Tod?“) erst kürzlich mit „Zweigstelle“ ein anderer Film (aus Deutschland) in die Kinos kam. Auch sehenswert, aber irgendwie ganz anders – und deutlich weniger romantisch.






